„Zwischen Wut, Tatendrang und Verzweiflung“

438 Gäste strömten zum Start am Dreikönigstag in die Vesperkirche

(Mannheim, 6. Januar 2020) Sind es Menschen mit Wut, ganz schmal und blass, fast erfroren, voller Trauer oder doch Tatendrang? Oder verzweifelt, weil schon über die Feiertage kein Geld und nichts im Haus war? Es sind wieder Menschen verschiedener Lebensrealitäten, die die nächsten vier Wochen in die Vesperkirche strömen werden, und auf Hilfe anderer angewiesen sind. „Wir kommen zusammen, um einander anzusehen und um uns gegenseitig Ansehen zu verschaffen“, mit diesen Worten begrüßt Pfarrerin Anne Ressel unter dem Titel „Erleuchtete Augen des Herzens“ die vielen Anwesenden und eröffnet am Dreikönigstag die 23. Mannheimer Vesperkirche in der Citykirche Konkordien mit einem Abendmahlgottesdienst. Dabei folgt Ressel in ihrer Ansprache bewusst der zentralen Botschaft der diesjährigen Predigtreihe „An-Sehen“, pointiert das Nicht-Ansehen als geradezu Missstand unserer heutigen Gesellschaft, übt Kritik an Menschen, die nur sich sehen. „Es gäbe sie nämlich, die einander nicht sehen, sondern nur sich selbst und ihr Geld“, so Ressel in ihrer Predigt. Am Eröffnungstag wurden über 438 Gäste bedient. Im Vergleich zu den ersten Tagen wird die Zahl der Gäste generell wieder rasant ansteigen, so die Verantwortlichen. Im letzten Jahr kamen durchschnittlich 510 Menschen am Tag, der Spitzenwert lag bei 611.

Appell an die Solidarität

Auch Dekan Ralph Hartmann sieht in der größten sozialpolitischen Aktion Mannheims im 23. Jahr einen wichtigen Auftrag seiner Kirche. „Der Welt eine andere einhauchen“, nämlich eine der Nächstenliebe, der Gemeinschaft und der Achtung füreinander, macht Vesperkirche aus. Auch Hartmann betont, wie mächtig Geld und Armut sein können, dem gegenüber Kirche aber mit der Vesperkirche die Macht der Menschlichkeit entgegen setze. Symbolisch entzündete er gemeinsam mit den beiden Pfarrerinnen und Helfern Kerzen und brachte sie anschließend an die Tische der Gäste.

Nicht nur Nahrung für Leib, sondern auch Balsam für die Seele, außerdem konkrete Handreichungen bietet deshalb die Vesperkirche. Von 6. Januar bis 2. Februar 2020 werden die Verantwortlichen mit knapp vierhundert Ehrenamtlichen in der CityKirche Konkordien den täglich oft mehr als 500 Gäste nicht nur mit einer warmen Mahlzeit, sondern auch mit einem breit aufgestellten Beratungsangebot Hilfe leisten, aber auch Möglichkeiten aufzeigen, wenn ihre zustehende Rechte als Mensch nicht greifen. So kann auch ohne Krankenversicherung medizinisch Hilfe in Anspruch genommen werden oder können die Sozialarbeiter des Diakonischen Werks und der Wohnungslosennotfallhilfe des Haus Bethanien, wieder konkret Hilfe leisten, Bescheide prüfen und weitere Maßnahmen einleiten. Das soziale Angebot ist bedarfs- und bedürfnisorientiert – nah am Menschen, nah an der Biographie.
Mit „Erleuchtete Augen des Herzens“ setzte Pfarrerin Anne Ressel den Auftakt zur Predigtreihe, die die Vesperkirche jeden Sonntag begleitet und an der Persönlichkeiten aus Kirche und Gesellschaft mitwirken. So wird in diesem Jahr beispielsweise neben Diakonie-Direktor Michael Graf und Pfarrerin Ilka Sobottke auch Jobcenter Geschäftsführer Dr. Jens Hildebrandt dabei sein. Unter dem Titel „Voll draufhalten? Vom Hinschauen und Wegschauen bei Arbeitslosigkeit“ predigt Hildebrandt am 12. Januar um 10 Uhr in der Citykirche Konkordien.

Die 23. Mannheimer Vesperkirche startet am 6. Januar und endet am 2. Februar 2020. Sie wird getragen von der Evangelische Kirche Mannheim und ihrem Diakonischen Werk. Neben einem warmen Mittagessen bietet sie Hilfebedürftige ein breites Sozialberatungsangebot.
Geöffnet ist sie täglich von 11 bis 15 Uhr. Mittagessen bis 14 Uhr. Die Aktion kostet pro Jahr rund 150.000 Euro. Unterstützung für die ausschließlich durch Spenden finanzierte Aktion ist daher willkommen. Spendenkonto: Evangelische Kirche Mannheim, Sparkasse Rhein Neckar Nord, IBAN: DE44670505050039003007, BIC: MANSDE66XXX, Stichwort: Vesperkirche.
Infos: www.vesperkirche-mannheim.de

Foto: Jessica Lammer (JeLa).

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